Vorwort
Das PIKSL Team freut sich darüber, mit so vielfältigen Kooperationspartner:innen aus den unterschiedlichsten Disziplinen zusammenarbeiten zu können. Diese Menschen sind Ideengeber:innen und liefern wichtige Impulse für unsere tägliche Arbeit. Hendrik Epe ist einer dieser kreativen Köpfe – wir haben ihn gefragt, ob er bereit wäre für uns einen Gastbeitrag zu schreiben. Herausgekommen ist ein Artikel, der sich mit der Frage befasst, wie sich innovationsfähige soziale Organisationen gestalten lassen. Hendrik Epe erörtert dies anhand von neun Thesen, die innerhalb der kommenden zwei Wochen hier nach und nach veröffentlicht werden. Das PIKSL Team kommentiert diese Thesen entsprechend. Nachfolgend findet sich Teil 1 – die Einführung bietet einen ersten Überblick in das Thema Innovationen.
Wie gelingen Innovationen?
Diese Frage ist nicht nur spannend und für die Zielgruppen sozialer Arbeit bedeutsam, um neue und bessere Angebote zu kreieren. Nein, in Zeiten der Digitalen Transformation ist diese Fragestellung (auch) für soziale Organisationen überlebenswichtig, da das „Neue“ auf menschlicher, organisationaler und – als soziale Innovation – auf gesellschaftlicher Ebene gestaltet werden muss.
Im Folgenden wird das Warum ebenso wie das Wozu von Innovation aus einer organisationalen Perspektive aufgezeigt sowie dargelegt, wie Innovation in und von sozialen Organisation gelingen kann. Spannend ist, dass die Literatur zu Innovation in erwerbswirtschaftlichen Organisationen recht umfangreich ist und auch Studien zu Gelingensfaktoren von Innovationen veröffentlicht wurden. Soziale Organisationen unterliegen jedoch spezifischen Herausforderungen, die bislang kaum systematisch in den Blick genommen wurden.
Mehr als Duschen, oder: Was ist Innovation?
Dieser Beitrag will veranschaulichen, wie „Innovation in und von sozialen Organisation gelingen kann“ und somit die breite Auffassung von Innovation gezielt in den Blick nehmen: Nicht nur die Entwicklung und erfolgreiche Positionierung neuer Produkte und Dienstleistungen ist Innovation, sondern auch die erfolgreiche Neugestaltung organisationsinterner Strukturen und Prozesse. Unter Innovation wird somit die Produkt-, die Prozess- und auch die Geschäftsmodell-Innovation verstanden.
Danach lässt sich Innovation als die zielgerichtete Durchsetzung von neuen sozialen Dienstleistungen, wirtschaftlichen, organisationsstrukturellen und -prozessualen sowie sozialen Problemlösungen definieren, die darauf ausgerichtet ist, die Ziele der Organisation auf eine neuartige Weise zu erreichen.
Salopp formuliert ist die lustige Idee unter der Dusche somit noch keine Innovation. Erst die erfolgreiche und zielgerichtete Implementierung lässt die Idee zur Innovation werden.
Überleben, oder: Warum Innovation in sozialen Organisationen?
Nachdem Innovation als Begriff definiert und somit verdeutlicht wurde, dass nicht jede spontane Idee gleich eine Innovation ist, bleibt die Frage danach, warum sich soziale Organisationen mit der Gestaltung von Innovation befassen müssen.
Hier sind übergreifend die sich vollziehenden gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen hervorzuheben. Megatrends wie Globalisierung, Individualisierung, Feminisierung und allen voran der digitale sowie – für mich mindestens genauso drängend – der klimatische Wandel haben – ohne hier in Tiefe zu gehen – selbstverständlich auch Auswirkungen auf soziale Organisationen. Allein deshalb stellt sich die Frage, wie soziale Organisationen auf die sich gleichzeitig und damit hoch komplexen Veränderungen reagieren können. Hinzu kommen jedoch noch weitere, soziale Organisationen unmittelbar betreffende Veränderungen. Allein der in manchen Berufsfeldern real existierende Fachkräftemangel oder der demografische Wandel mit sich verschiebenden Geschäftsmodellen (von der Jugendhilfe zur Hilfe für ältere Menschen) zeigen dies deutlich.
Eine aktuelle Studie zu den Arbeitsbedingungen von Sozialarbeiter:innen der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft zeigt (Link zur Studie), dass diese neben der schlechten Bezahlung vor allem an organisationsinternen Strukturen und Prozessen und damit nicht an der Arbeit mit der jeweiligen Zielgruppe leiden. Hinzu kommen neue Konkurrenten und veränderte Finanzierungslogiken sozialer Arbeit. Hier ließen sich die Diskussionen lange fortsetzen, zusammenfassend wird jedoch deutlich, dass sich soziale Organisationen dringend mit Innovation im Sinne der o.g. Definition befassen müssen. Es geht dabei nicht darum, irgendwelchen Buzzwords hinterherzulaufen („Alle machen Innovation, wir auch!“).
Es geht schlicht und ergreifend ums Überleben der sozialen Organisationen.
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Hendrik Epe berät (soziale) Organisationen in Zeiten der Veränderung, damit sie für die Herausforderungen der heutigen Zeit gewappnet sind. Seine Beratungsschwerpunkte liegen im Bereich neuer Formen der Zusammenarbeit (New Work), Innovationsentwicklung und der Digitalisierung sozialer Organisationen. Mehr Informationen finden Sie unter www.ideequadrat.org
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